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Mainsandstein

Werkbeschreibung

Installation mit rotem Sandstein

Entstehungsjahr: 2000

Installation mit rotem Sandstein hängender Stein im Raum, ausgelegter Boden, je nach Raum und -größe, Maße: Steingröße ca. 200 x 50 x 50 cm, Material: Sandstein, Moos und Rindenmulch

Objektbeschreibung

Installation mit rotem Mainsandstein,
Moos und Rindenmulch
Diese Installation von 1990 war mein Beitrag zu einer Ausstellung bezüglich des Golfkrieges. Ich habe diese Arbeit hier aufgenommen, da sie durch den Kosovokonflikt neue Aktualität erhalten hat. Wenngleich diese zwei Kriege verschieden sind, so haben sie doch auch grundsätzliche Gemeinsamkeiten.

Der Boden eines Raumes ist mit Rindenmulch und darauf mit grünem Moos ausgelegt. Das Wandeln auf diesem weichen und grünen Bodenbelag erzeugt ein angenehmes, entspanntes Gefühl, welches unterstützt wird durch den Waldgeruch, der durch den Bodenbelag ausströmt. Dieser Belag soll den Besucher verlocken den Raum zu betreten, um die Ruhe und den „Waldfrieden“ zu genießen. Durch die entsprechende Beleuchtung und den von den Wänden abgeschlagenen Putz „erstrahlt“ das blanke Mauerwerk in einem rotbraunem Ton der hauptsächlich von den Ziegelsteinen herrührt. Diese Wandgestaltung wirkt einerseits rau, vermittelt aber dennoch ein Wärmegefühl und Geborgenheit in der Art einer Höhle.

Diese Kombination wird durch ein weiteres Element jäh unterbrochen. Ein, an einem Stahlseil an der Decke hängender, ca. 300 kg schwerer Stein, „teilt“ den engen Raum nach den Regeln des goldenen Schnittes. Dieser Stein wirkt auf dem Betrachter unmissverständlich bedrohlich. Die rote Farbe des Steines ist das komplementär der grünen Farbe des Mooses auf dem Boden. Die raue Oberfläche des Sandsteines, welche noch die Ansätze der Bohrlöcher vom Abbohren in sich trägt, verstärkt das Gefühl eines Angriffes auf des Betrachters Integrität. Seinem Aussehen nach könnte er auch eine Rinderhälfte im Schlachthaus sein, genauso brutal und dominant wirkt er in diesem Raum. Das Gewicht des Steines ist spätestens beim Betreten des Raumes geradezu spürbar, etlichen Betrachtern war es aufgrund ihrer Angst vor dem Stein nicht möglich den Raum zu betreten.

Diese Gegensätze sollen beim Betrachter ein Gefühl der Ohnmacht erwecken. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Lust (Frieden, Geborgenheit aber auch Freude und Erfrischung) symbolisiert durch den Geruch des Waldes und durch die zarte Frische des Mooses, auf der anderen Seite steht die existentielle Angst vor einer Bedrohung, die unausweichlich akzeptiert werden muss, will man seinem Wunsch nachkommen. So muss der Betrachter in einem Zustand des uneingelösten Wunsches verharren, da er mit den Lustgefühlen immer auch die Bedrohung des Steines mitnehmen muss. Selbst das Schließen der Augen, also der Versuch des Ignorierens löst diesen Zustand nicht mehr auf - im Gegenteil, die Angst wird dadurch eher noch verstärkt.

Es bleiben dem Betrachter nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Weg des Verzichtes (also sich von dem Kunstwerk abzuwenden und den Raum eben nicht zu betreten) oder sich der Zerrissenheit zu stellen und diesen Zustand als gegeben anzunehmen. Die zweite Möglichkeit setzt das Potential einer Auseinandersetzung mit seinen eigenen Wünschen und Ängsten frei; sich diesen Gefühlen uneingeschränkt hingeben zu können bedeutet ein Stück Freiheit gewonnen zu haben. Nur wer die Katharsis durchlebt, kann eine freie Entscheidung treffen.